Beispiel völlig unzeitgemäßer Verkehrsplanung

Plädoyer für die Nulllösung: People for Future Gelnhausen fordern komplette Stilllegung der K 904

GNZ 2.8.2023 Gelnhausen-Hailer/Meerholz (re). Eine Omegabrücke als Ersatz für den schienengleichen Bahnübergang bei Hailer und Meerholz ist aus Sicht der People for Future Gelnhausen/Main-Kinzig ein Beispiel „völlig unzeitgemäßer Verkehrsplanung“.

Die Arbeit der „Bürgerinitiative zum Erhalt der K 904“ läuft derzeit auf vollen Touren. Noch bis zum kommenden Montag, 7. August, können Bedenkenträger Einwände gegen den geplanten Bau der Omegabrücke am Ortseingang von Hailer und Meerholz beim Regierungspräsidium Darmstadt erheben. Unterstützung erhalten die Brückengegner jetzt von den People for Future Gelnhausen/Main-Kinzig, die die komplette Stilllegung der Kreisstraße nach Lieblos fordern.

„Wenn wir Wohn- und Lebensqualität sowie Klima- und Naturschutz wirklich ernst nehmen wollen, sollten wir an unser unmittelbares Umfeld denken“, sagt Dirk Wehrsig (People for Future). Die Realisierung der umstrittenen Omegabrücke sei aus zahlreichen Gründen das Gegenteil sowie ein weiteres Beispiel „völlig unzeitgemäßer Verkehrsplanung“.

Mehr Lärm und weitere Flächenversiegelung befürchtet

Die Argumente: Der Ausbau der Liebloser Straße führt aus Sicht der People for Future „sicherlich zu einer erheblichen Zunahme der Verkehrsbelastung auf der Kreisstraße 904 sowie den Ortsdurchfahrten Hailer und Meerholz“. Durch die erforderliche Flächenversiegelung komme es zu einem massiven Verlust hochwertiger Auenwiesen und Versickerungsflächen. Diese seien jedoch für die Neubildung von Grundwasser und den Hochwasserschutz ungemein wichtig. „Die Kinzigaue ist Retentionsraum bei Hochwasser und mit ihren Feuchtwiesen Nahrungsreservoir für die Storchenpopulation. Diese wurden seit den 1980er-Jahren systematisch mit Naturschutzmaßnahmen wie der Anlage von Trittstein-Teichen und Auenwiesen mit später Mahd zur heutigen, gesicherten Bestandsgröße entwickelt. Die Brutpaare haben mittlerweile Probleme, für ihre Nachzucht genügend Nahrung zu finden, sodass häufig nur ein bis zwei Junge großgezogen werden können. Jede weitere Vernichtung von Auenwiesenstücken ist daher unbedingt zu vermeiden,“ erläutert Biologe Jürgen Herold, ebenfalls Mitglied der People for Future-Gruppe.

Ein weiteres Argument: Die Lärm- und Abgasbelastungen für die angrenzenden Wohnhäuser und das Pflegeheim werden zunehmen, heißt es in der Mitteilung der People for Future. Der Verkehrslärm entlang der K904 sei bereits heute enorm, und der Verkehr werde sich gemäß der Planunterlagen nach Errichtung der Omegabrücke auf der Kreisstraße auf 5 900 Fahrzeuge pro Tag nahezu verdoppeln. Auch in den Ortslagen von Hailer und Meerholz werde sich die Verkehrsbelastung wesentlich erhöhen, heißt es in der Mitteilung.

Zudem müssten zahlreiche Bäume in der Allee für das Bauvorhaben weichen, obgleich Bäume eine nachweislich wichtige Funktion bei der CO2-Kompensation erfüllten. Nicht zuletzt würde die denkmalgeschützte Schlossmauer zumindest zum Teil abgerissen werden müssen. Grundstücksbesitzer müssten angrenzende Grundstücke abgeben.

Gleise können mit Rad und zu Fuß weiterhin passiert werden

Zumal die Omegabrücke frühestens 2029 in Betrieb gehen soll, plädieren die People for Future für die sogenannte Nulllösung – nämlich überhaupt keinen Ersatz für den schienengleichen Bahnübergang zu schaffen und die Kreisstraße stillzulegen. Mit dem Rad oder zu Fuß könnten die Bahngleise weiterhin passiert werden. Neben der neuen Unterführung am Bahnhof Hailer- Meerholz sei dies über die (neue) Landwirtschaftsbrücke in Hailer und über die Brücke am Anglerheim in Meerholz möglich. In seiner Mitteilung verweist der Verein auf die Webseite der Bürgerinitiative. Unter www.bahn-uebergang.de können Musterschreiben für Einwände im laufenden Planfeststellungsverfahren heruntergeladen werden.

Quelle: GNZ 2.8.2023